Mit Standbein und Spielbein

"Die vier Gemeinden im neuen Pfarrsprengel Berlin-Lankwitz wachsen zusammen – ihre Identität wollen sie jedoch behalten"

aus Die Kirche, Nr. 8, 24. Februar 2013

Das „Kirchenfenster“ verbindet die vier Kirchengemeinden in Berlin-Lankwitz schon seit drei Jahren. Doch ging es in der ehrenamtlichen Redaktion des Gemeindeblattes zu Beginn nicht immer harmonisch zu. „Wir mussten erst den Blick fürs Ganze finden und das Konkurrenzdenken zwischen den Gemeinden ablegen“, sagt Pfarrerin Heidrun Miehe-Heger. Das sei eine gute Übung im kleinen Kreis gewesen, denn ab jetzt müsse das auch im großen Kreis funktionieren.

Seit dem ersten Advent 2012 bilden die vier Kirchengemeinden den neuen Pfarrsprengel Lankwitz. Das heißt konkret, insgesamt fünf Pfarrer betreuen künftig den Sprengel gemeinsam, bleiben aber weiterhin jeweils einer bestimmten Gemeinde zugeordnet. „Das ist wie im Fußball: Ich habe zwei Beine, eins ist das Standbein, das fest in meiner Gemeinde steht und das andere ist das Spielbein“, verdeutlicht Pfarrer Manfred Naujeck. Sein Standbein ist die Paul-Schneider-Gemeinde.

Pfarrerin Heidrun Miehe-Heger gehört zur Dorfkirchengemeinde Lankwitz, Pfarrerin Barbara Manterfeld-Wormit ist für die Dietrich- Bonhoeffer-Gemeinde zuständig. Pfarrerin Elisabeth Schaller und Pfarrer Christian Popp kümmern sich um die Dreifaltigkeits-Gemeinde.

Die vier Gemeinden bleiben juristisch selbstständig, verpflichten sich jedoch zu einer engen Kooperation. „Wir wachsen zwar zusammen, aber jede Gemeinde möchte ihre eigene Identität behalten“, erklärt Jörg Rother vom Gemeindekirchenrat der Dietrich-Bonhoeffer- Gemeinde. Dieser Punkt sei für alle entscheidend gewesen.

In den 1990er Jahren hatte es schon einmal eine Initiative zur Gründung eines Pfarrsprengels in Lankwitz gegeben. Seinerzeit habe jedoch der Gemeindekirchenrat der Dorfkirchengemeinde nicht zugestimmt. „Wir wussten nicht genau, was ein Pfarrsprengel ist und hatten Angst, unsere Souveränität zu verlieren“, erinnert sich Hartmut Haesner, der lange Zeit Gemeindekirchenratsvorsitzender dieser Gemeinde war.

Inzwischen habe sich das geändert und er sieht viele Vorteile in einem Pfarrsprengel. Zum Beispiel können sich die Pfarrer jetzt ohne Probleme gegenseitig vertreten. Die Gottesdienstzeiten werden aufeinander abgestimmt. Es soll ein gemeinsames Kirchenmusik-Konzept geben. Außerdem werden gemeinsame Treffen der Gemeindekirchenräte und der Ehrenamtlichen sowie gemeinsame Veranstaltungen und Gottesdienste an besonderen Feiertagen organisiert. Keine Neuerung hingegen ist die Zentralküsterei, das gemeinsame Gemeindebüro der vier Gemeinden. Die wurde bereits 2008 eingerichtet.

Welche Chancen eine solche Regionalisierung außerdem bietet, hat Pfarrerin Barbara Manterfeld- Wormit in ihrer im Mai 2011 in Berlin vorgelegten Studienarbeit „Identität in der Region. Religiöse Inszenierung und pastorale Begleitung eines Reformprozesses“ analysiert. „Sie sammelt Christen aus der Zerstreuung und vermag, in Zeiten abnehmender Kirchlichkeit deutliche Zeichen zu setzen“, heißt es darin. Ein regionaler Gottesdienst in einer gut gefüllten Kirche vermittele das Gefühl von Stärke, und gemeinsame Feste zeigten: „Wir sind viele!“ In der Öffentlichkeit wirke das Bild der Kirche dagegen ganz anders.

Was als „Anpassung“ an die rückläufigen Kirchenmitgliederzahlen erscheint, seien in Wahrheit jedoch ganz klar erforderliche Einsparungen und Kürzungen, schreibt Manterfeld-Wormit in ihrer Analyse weiter. „Diesen schmerzhaften Prozess offen zu kommunizieren, vorzubereiten und nachhaltig zu begleiten, erfordert eine hohe Sensibilität und Professionalität.“ Allerdings sei dieser Prozess teilweise „angstbesetzt“. Darum ruft die Theologin dazu auf, offen mit dem Thema umzugehen und ehrlich darüber zu sprechen, um alle Gemeindeglieder in die Umgestaltung mit einzubeziehen.

„Natürlich ist nicht jeder mit der Gründung des neuen Pfarrsprengels einverstanden“, verrät die Pfarrerin der Dorfkirchengemeinde, Heidrun Miehe-Heger. Dass der Schritt nötig ist, habe sie unter anderem so erklärt: „Unsere Gemeinde wird immer kleiner. Wir können nicht davon ausgehen, dass wir immer eine 100-Prozent-Pfarrstelle behalten werden.“ Seit 2004 sei die Zahl der Gemeindeglieder von 2 500 auf 2 100 geschrumpft. Dank des neuen Pfarrsprengels seien nun eine Teilzeit- und vier Vollzeit-Pfarrstellen gesichert. Das Argument habe viele Skeptiker überzeugt.

Schon einmal – bis noch vor 50 Jahren – bildeten die evangelischen Christen in Berlin-Lankwitz nur eine Gemeinde. Erst mit dem Entstehen der Neubaugebiete in den 1950er und 1960er Jahren wuchs sie auf etwa 30 000 Mitglieder und wurde 1963 in vier Gemeinden aufgeteilt. Der neue Pfarrsprengel, der die Gemeinden nun wieder zusammenschließt, zählt insgesamt noch rund 12 400 Mitglieder.

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